Zu Taurin hört man immer wieder, dass es schädlich für Ratten sei und wegen diesem Inhaltsstoff wird vor Multivitaminpasten für Katzen - die sich gut als gelegentliches Leckerli und zum Medikamente untermischen eignen - gewarnt. Sogar dass Taurin giftig sei, wurde schon behauptet. 

 

Sehen wir uns Taurin einmal genauer an:
Taurin ist chemisch gesehen eine Aminosulfonsäure (keine Aminosäure!, wie man manchmal fälschlicherweise liest) und entsteht beim Abbau der Aminosäuren Cystein und Methionin. Dieser Abbau ist ein Schutzmechanismus des Stoffwechsels, weil z. B. bei manchen Gehirnkrankheiten ein erhöher Cysteinspiegel festgestellt wird – der Abbau nicht mehr so funktioniert, wie er soll und dadurch Krankheiten entstehen.
Taurin kommt im Körper v. a. in den Skelettmusekln, dem Herz, dem Gehirn und der Leber vor. Ratten haben sogar einen sehr hohen Gehalt: 0,15% des Körpergewichts.

Einerseits wird Taurin mit der Nahrung (in Milch, Fleisch und Fisch enthalten) aufgenommen oder durch Abbau selbst hergestellt (s. oben).

 

Funktion des Taurins:

  • ca. 1% der im Körper vorhandenen Taurinmenge wird für die Bildung von konjugierten Gallensäuren verwendet: den in der Leber gebildeten Gallensäuren wird entweder Glycin oder Taurin angehängt und in diesem Zustand werden die Gallensäuren in der Galle gespeichert; Gallensäuren dienen der Fettverdauung, der Fettresorption und der Resorption von fettlöslichen Vitaminen (Katzen können an ihre Gallensäuren ausschließlich Taurin, aber nicht Glycin anhängen, darum bei ihnen der hohe Bedarf)
  • im Auge ist Taurin für die Bildung und Erhaltung der Lichtrezeptoren verantwortlich
  • Taurin ist evtl. an der der Entwicklung und am Wachstum des Gehirns beteiligt
  • Taurin erhöht die Regelmäßigkeit und Stärke der Herzkontraktion
  • Taurin ist am osmotischen Druck in Zellen beteiligt (da es v. a. in Zellen vorkommt und wenig außerhalb vorliegt)

 

Es existieren praktisch 2 Taurinpools: Einmal der in den Zellen von Muskeln und Organen und einmal außerhalb in den Körperflüssigkeiten. Der Austausch zwischen beiden erfolgt sehr langsam (im Optimalfall liegen Geben und Nehmen zwischen beiden bei Null).
Bei zu viel Taurin erhöht sich der „Außerhalb“-Pool sehr stark. (es wird mehr Taurin ausgeschieden --> Niere wird damit auch mehr belastet)
Bei zu wenig Taurin sinkt erstmal der „Außerhalb“-Pool ab und die Ausscheidung von Taurin wird stark eingeschränkt (bei Menschen konnte kein Taurinmangel festgestellt werden).

 

Nebenwirkungen einer erhöhten Taurinzufuhr:

  • Herabsetzung der Atemfrequenz ==> Beeinträchtigung der (Ausdauer-) Leistungsfähigkeit
  • in Mäusen wurde reduziertes Trinkverhalten nachgewiesen ==> Gefahr des zu hohen Flüssigkeitsverlustes
  • in Ratten wurde Neurotoxizität nachgewiesen
  • Taurin ist an der Entstehung von Krampfanfällen im Gehirn beteiligt

 

Für Ratten liegt der LD50 (also die Dosis, bei der im Versuch 50% der Ratten starben) von Taurin bei oraler Gabe bei 5g/kg Körpergewicht --> hieße 500mg pro 100g Ratte

Katzentrockenfutter enthält durchschnittlich 1,2g/kg --> 120mg pro 100g
Gimpet Multivitaminpaste/Gimpet Vitaminpaste/Gimpet Käsepaste: 2g/kg --> 200mg pro 100g (bei einer Tubengröße von 50 g bzw. 220g)

Eine Ratte müsste also schon mehr als 2-3 kleine 50g-Tuben Paste auf einmal fressen, damit das Taurin möglicherweise zu Beschwerden führen würde!

 

Quellen: Pharmazie Uni Würzburg und Sicherheitsdatenblatt Taurin

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