Der Begriff bezeichnet Stoffwechselkrankheiten, die durch die Ausscheidung von Zucker (Glucose) über den Urin gekennzeichnet sind. Insulin, das Glucose aus dem Blut in die Zellen transportieren könnte, fehlt oder kann nicht ausreichend wirken. Der Körper scheidet den überschüssigen Zucker daher über den Urin aus.

 

Typen

Typ-I-Diabetes
eine Zerstörung der beta-Zellen der Langerhans'schen Inseln des Pankreas (Bauchspeicheldrüse); die Folge ist zunehmender bis absoluter Insulinmangel
Basistherapie: Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung
Weitere Therapiemöglichkeiten: Bockshornkleesamen; aber hier helfen langfristig oft nur Insulininjektionen, was bei Ratten nur sehr begrenzt möglich ist, da eine (mehrmals) tägliche Kontrolle des Blutzuckergehalts über Blutproben nicht erfolgen kann; lediglich eine Bestimmung über sehr eng skalierte Urinteststicks ist praktikabel, was im Vergleich zur Messung über das Blut immer ungenauer ist.

Typ-II-Diabetes
der Körper spricht vermindert auf Insulin an, auslösende Faktoren könnten fettreiche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sein; die Folge ist eine Insulinresistenz
Basistherapie: Ernährungsumstellung, möglichst Gewichtsreduktion und körperliche Bewegung
Weitere Therapiemöglichkeiten: Bockshornkleesamen, orale Verabreichung von Glipiziden; Insulin spritzen ist hier seltener notwendig, da die beta-Zellen des Pankreas meist noch in der Lage sind, selbst Insulin herzustellen.

 

Symptome

Besonders auffällig sind:

  • Polydipsie: häufiger und mehr trinken
  • Polyurie: Abgabe hoher Urinmengen (trocknet er auf Etagen oder Käfiggegenständen, sind diese manchmal klebrig, durch den enthaltenen Zucker und ein weißer Rand kann um den Urinfleck sichtbar sein)
  • Polyphagie: vermehrtes Fressen
  • es kann vorkommen, dass Urin getrunken wird, weil er süß schmeckt
  • Abmagerung (oft erst im weiteren Krankheitsverlauf)

 

Diagnose

In der Apotheke sind verschiedene Teststreifen erhältlich. Zur Auswertung sollte zur Sicherheit ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Zur allgemeinen Bestimmung, ob eine Diabeteserkrankung vorliegt, eignen sich die Combur Test Streifen (Roche), weil sie nicht nur Glucose, sondern auch andere Urinparameter (Leukozyten, Blut, pH ...) testen und so eine umfassendere Untersuchung erlauben.
Auch die Keto-Diastix (Bayer) oder Medi Test Glucose-Teststreifen (Macherey-Nagel) können verwendet werden.

 

Trockenfutter

Grundsätzlich sollte ein gutes Rattentrockenfutter gefüttert werden.
Einige mögliche Bestandteile wirken sich günstig bzw. negativ auf den Blutzuckerspiegel aus.

Buchweizen: ein Pseudo-Getreide mit etwa gleich hohem Kohlenhydratanteil wie konventionelle Getreidesorten, aber ohne Zucker; geht langsamer ins Blut und lässt keine extremen Zuckerspitzen entstehen, daher günstig für den Blutzuckerspiegel. Fettarm im Vergleich zu anderen Getreiden.

Gerste: wird von Dt. Diabeteszentrum für Diabetiker und diabetesgefährdete Personen empfohlen, da sie positiv auf den Zuckerstoffwechsel wirkt.

Hafer: die enthaltenen löslichen Ballaststoffe (und auch der hohe Magnesiumgehalt) regulieren den Blutzuckerspiegel.

Trockengemüse und -obst sollte in einem Trockenfutter für Diabetiker nicht enthalten sein, weil sich darin - selbst bei Sorten mit an sich wenig Zuckergehalt - die Inhaltststoffe (und damit auch Zucker) durch den Wasserentzug konzentrieren. In manchen Futtersorten enthalten sind: Erbsenflocken, getrocknete Karotten, Johannisbrot, Bananenchips ...

 

Mögliche Futtermischung für Ratten mit Diabetes:

  • 15 % Buchweizen
  • 15 % Gerste
  • 12 % Hafer oder Vollkornhaferflocken
  • 5 % Hanfsamen
  • 4 % Mais (besser ganze Körner als Maisflocken)
  • 3 % Mohnsamen
  • 12 % Reis
  • 13 % Roggen oder Roggenvollkornflocken
  • 5 % Sesam
  • 4 % Sojaschrot
  • 2 % Sonnenblumenkerne
  • 10 % Weizen oder Weizenvollkornflocken

Zufütterung wie bei anderem Selbstmischfutter:

  • ½ hartgekochtes Ei pro Ratte und Woche + 1 Stückchen Hackfleisch/Fisch oder 1 Hühnerherz pro Ratte und Woche
  • 1 kleiner bis mittelgroßer Mehlwurm pro Tag + 1/2 TL Joghurt/Quark pro Woche
  • 1-2 Heimchen pro Woche + 1/2 TL Joghurt/Quark pro Woche

Fleisch, Fisch und Hühnerherz sollten niemals roh, sondern nur in gekochter Form gegeben werden. Wenn man nicht erstklassige, frische Waren erhält (was in der Praxis niemals mit absoluter Sicherheit nachprüfbar ist, da man nicht weiß, wo die Ware genau herkommt und wie sie vorher behandelt wurde), können Krankheitskeime wie z. B. Listerien, Toxoplasmose oder Botulismus übertragen werden.

Weitere Infos zu Trockenfutter werden folgen ...

 

Frischfutter

Erlaubt (enthalten 0-2% Zucker):

  • Acker-/Feldsalat 
  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Chicoree
  • Eisbergsalat 
  • Endiviensalat 
  • Fenchel 
  • Gurke: regt Nierenfunktion an und belastet u. U. die ohnehin schon schwer arbeitende Niere zusätzlich, also in Maßen geben 
  • Kopfsalat 
  • Hokkaidokürbis: fördert die Insulinproduktion 
  • Mangold (wenig)
  • Petersilie
  • Petersilienwurzel
  • Schwarzwurzel: wirkt harntreibend und belastet u. U. die ohnehin schon schwer arbeitende Niere zusätzlich, also in Maßen geben 
  • Sellerie (Knollen- und Stangen-) 
  • Spinat (wenig) 
  • Steckrübe 
  • Zucchini 

Besonders bei erhöhten Ketonwerten besteht die Gefahr von Kaliummangel.
Kaliumreich sind: Blumenkohl, Brokkoli, Fenchel, Petersilienwurzel, Sellerie

 

Nur in Ausnahmen und sehr wenig (enthalten 2-3% Zucker): 

  • Karotte 
  • Paprika, grün 
  • Tomate 

 

Erlaubte Wildpflanzen & Kräuter: 

  • Löwenzahn, Gänseblümchen und andere rattengeeignete Korbblütler (Asteraceae): inulinhaltig (s. unten), aber nur in Maßen füttern, da auch Glucose enthalten 
  • Wegwarte: wirkt stimulierend auf Milz, Pankreas und Leber und beeinflusst so den Blutzuckerspiegel positiv

 

Nicht erlaubt (wegen höheren Zuckergehalts): 

  • anderes, v. a. gelbes und rotes, Gemüse sollte nicht gefüttert werden
  • jegliches Obst sollte nicht gefüttert werden

 

Inulin

(Nicht zu verwechseln mit Insulin)

Inulin zählt zu den Fructanen und ist ein Polysaccharid (Mehrfachzucker), das aus Fructoseeinheiten besteht.
Es wird im Dünndarm nicht aufgespalten (da das Enzym Inulinase fehlt), sondern zählt als Ballaststoff, da es in den Dickdarm gelangt. Im Dickdarm wird Inulin von Darmbakterien zu Fettsäuren abgebaut, die teilweise in die Blutbahn aufgenommen werden.
Daher kann Inulin für Diabetiker Energie liefern, ohne den Blutzuckerspiegel zu beeinflussen.

 

Inulin-haltig sind:

  • Chicoree
  • Löwenzahn, Gänseblümchen und andere Korbblütler (Asteraceae)
  • Schwarzwurzel: wirkt harntreibend und belastet u. U. die ohnehin schon schwer arbeitende Niere zusätzlich, also in Maßen geben
  • Topinambur

 

Therapiemöglichkeiten

Bockshornkleesamen
Bei Gabe der Samen wurde eine blutzuckersenkende Wirkung nachgewiesen. Die Samen können direkt oder in gekeimter Form gefüttert werden.
Sie enthalten geringe Mengen Trigonellin, Scopoletin und Cumarin.
Die tägliche Menge von 10 Samen/100g Körpergewicht der Ratte sollte nicht überschritten werden.
Bei längerfristiger Gabe muss beobachtet werden, ob der positive Effekt anhält, denn in einigen Fällen ist das nicht dauerhaft der Fall und ohne die Samen wurden nach dem Absetzen bessere Blutzuckerwerte erzielt.

 

Glipizide
Glipizid ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe zur Behandlung von Typ-II-Diabetes. Die beta-Zellen des Pankreas werden zur Insulinproduktion angeregt.
Während der Behandlung können die Ketone im Urin sehr stark ansteigen - dies ist ein bekannter Nebeneffekt.
Es sind aktuell verschiedene Präparate auf dem Markt.

 

Insulin spritzen
Da eine genaue Einstellung über direkte Kontrolle des Blutzuckerspiegels mittels wiederholter Blutproben nicht möglich ist, sondern nur über eng skalierte Urinteststicks (z. B. Keto-Diastix (Bayer) oder Medi Test Glucose-Teststreifen (Macherey-Nagel)) die Zuckerwerte ermittelt werden können, zielt eine Insulinbehandlung nur auf eine Absenkung hoher Blutzuckerspitzen ab, denn eine Unterzuckerung wird schnell lebensgefärlich.
Einige Halter haben schon erfolgreich 2x tgl. Insulin gespritzt, wobei man sehr vorsichtig mit geringen Dosen beginnen und sich herantasten sollte. Vor jedem Spritzen ist eine Urinkontrolle ein Muss. Ist die Überzuckerung nicht zu hoch, sollte das Spritzen auf später verschoben oder ganz ausgelassen werden.
Die Wahl des Insulins ist wichtig: ein höherer Anteil an Depot-Insulin (das Insulin wird langsamer über einen längeren Zeitraum abgegeben) und weniger Alt-Insulin (extrem schnell wirkendes Insulin) scheint Erfolg versprechender und weniger riskant (geringere Gefahr der Unterzuckerung). Mittlerweile gibt es für Diabetiker-Tiere Caninsulin, ein Präparat für Katzen und Hunde entwickelt, welches eine über längere Zeit anhaltende Insulinwirkung besitzt und auch für Nagetiere angewandt wird.
Mit dem Tierarzt sollten auf jeden Fall Notfallmaßnahmen besprochen werden, was zu tun ist, wenn die Ratte doch in den Unterzucker-Bereich gerät. Eine Notfallampulle mit Glucoselösung, die gespritzt werden kann, kann hier lebensrettend sein.